„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

Viele von Ihnen kenne sicher die biblische Geschichte vom „ungläubigen Thomas“. Thomas, einer der Jünger Jesu, kann nicht glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Er braucht Beweise. Er will das unfassbare im wahrsten Sinn des Wortes erfassen. Und Jesus gibt ihm die Gelegenheit dazu. „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Mit diesen Worten lädt Jesus Thomas ein, ihn zu begreifen. Und mit den Worten „Mein Herr und mein Gott!“ bekennt Thomas ihn als den Sohn Gottes.
Nicht von ungefähr lesen wir dieses Evangelium immer am zweiten Sonntag der Osterzeit. In der Urkirche trafen sich an diesem Sonntag die Neugetauften aus der Osternacht, in ihren weißen Taufalben, zur Eucharistiefeier. Daher kommt die Bezeichnung „Weißer Sonntag“. Die Neugetauften bekannten Jesus Christus als den Sohn Gottes und empfingen ihn im „Eucharistischen Brot“. Diese enge Verbindung von Taufe und dem erstmaligen Empfang der hl. Kommunion wurde dann aber durch die zunehmende Verbreitung der Säuglingstaufe aufgebrochen.
Die erste heilige Kommunion erhielt einen eigenen Festtag. Da die Erstkommunion als Erneuerung der Taufe und bewusste Eingliederung in die christliche Gemeinde verstanden wurde, war der Weiße Sonntag etwa ab dem 17. Jahrhundert der bevorzugte Termin für dieses Initiationssakrament.
Und so haben sich auch im letzten Jahr wieder viele Kinder aus unseren Gemeinden auf den Weg gemacht. Wie Thomas wollten sie begreifen und sich mit ihren Katechetinnen und Katecheten diesem tiefsten Geheimnis unseres Glaubens nähern, um dann endlich Jesus im Brot des Lebens zu empfangen.
Doch genau diese Station des Weges, das Fest der Erstkommunion, darf in diesem Jahr nicht wie geplant stattfinden. Wir sind alle sehr traurig, dass nach aller Vorbereitung, Planung und Vorfreude unsere Erstkommunionfeiern erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben werden müssen.
„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Jesus hat uns versprochen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Darauf müssen wir nun fest vertrauen. Und sobald es wieder möglich ist, werden wir das auch feiern. Versprochen!

Diakon Karl-Heinz Voß