Wenn es mit Ostern mal etwas länger dauert…

„Wir haben den Herrn gesehen.“ Das haben die Jünger bezeugt, als der auferstandene Jesus ihnen erschienen war. Nur einer der Jünger war bei diesem unglaublichen Ereignis nicht dabei: Thomas. Der ungläubige Thomas – so wird er oft genannt.

„Dass Jesus wirklich auferstanden ist, kann ich erst glauben, wenn ich ihn selber sehe, wenn ich sogar meine Hände in seine Wunden legen darf.“ – So hat er es gesagt. Es ist doch eigentlich komisch: Jesus ist auferstanden und den Freunden erschienen. Das ist doch eine großartige Neuigkeit, die ihn froh machen müsste. So einfach ist es aber nicht für Thomas.
In diesen Tagen merke ich, dass es für mich mit der Osterfreude auch nicht so einfach ist und ich kann diesen Thomas verstehen. Ja, natürlich haben wir Ostern gefeiert und natürlich ist die Osterbotschaft die große Hoffnung, die mein Glauben und mein Leben hält. Aber ich merke auch, dass mir gerade in diesem Jahr etwas fehlt und vielleicht brauche ich auch ein wenig länger – so wie Thomas.

Im Moment merken wir an so vielen Stellen in unserem Alltag, dass uns etwas fehlt – die Normalität, der Besuch von Freunden und der Familie, unbeschwertes Rausgehen, die Arbeit, das Geld zum Leben, die Gesundheit usw.

Die befreiende Kraft von Ostern, die wir uns so sehnlichst für unseren Alltag wünschen, ist noch nicht so richtig angekommen.
Vielleicht passt dieser Thomas in diesem Jahr besonders gut: Es ist nicht schlimm, wenn wir dieses Jahr nicht in Riesen-Oster-Jubel ausbrechen können, sondern wenn es einfach etwas länger dauert und vielleicht auch etwas leiser zugeht als sonst. Geben wir unseren Zweifeln, die wir nicht einfach im Halleluja ersticken können, Raum und lassen wir sie zu.
Auch wenn uns in diesem Jahr viele gewohnte Glaubenserfahrungen wie Gottesdienste, Kirchenbesuch und der Kommunionempfang fehlen, können wir uns vielleicht durch Thomas ermutigen lassen, IHN neu zu entdecken. Thomas hat den Herrn auch nicht sofort erkannt und hatte seine Zweifel. Am Ende wissen wir nicht, ob er tatsächlich seinen Beweis bekam. Am Ende steht sein Glaubenszeugnis: „Mein Herr und mein Gott“.

Franziska Wallot, Pastoralreferentin