ich will Jesum selbst begraben“ – singt der Bassist in der letzten Arie der Matthäuspassion von J.S. Bach. Für mich ist das eine Musik, mit der ich groß geworden bin, weil meine Mutter im Gürzenichchor immer die Passion gesungen hat. Die Töne und Worte der Arie rühren etwas in mir an. Die Arie erzählt von Josef aus Arimatäa, ein heimlicher Jünger Jesu. Laut Joh 19, 38 nimmt er den toten Jesus vom Kreuz. Josef aus Arimatäa hat seine Grabstätte zur Verfügung gestellt. Ein letzter Dienst – was legt er selber alles in das Grab? Die Angst, sich zu Jesus zu bekennen? Der Dienst des Josef ist ein intimer, zärtlicher Vorgang – dieser letzte Dienst. Er schert sich nicht mehr darum, was die anderen sagen!
Was will ich mit hineingeben in das Grab Jesu?
Welche Teile unseres Lebens sollen in der Dunkelheit des Grabes verschwinden?
Der Karsamstag ist der Tag, an dem die Grabesstille herrscht. Keine liturgischen Feiern vor Sonnenuntergang, möglichst Stille. „Mache dich mein Herz rein!“ – der Karsamstag ist der Tag des Loslassens. Das Leiden der Welt loslassen in das Grab, die Todeserfahrungen der Menschen hineinlegen in das Grab Jesu! Die eigenen Erfahrungen aus Ihrer Familie mit lieben Angehörigen: legen Sie die Schmerzen in Ihren Herzen hinein in das Grab.
Ostermorgen: „Maria aus Magdala sah, dass der Stein, mit dem das Grab verschlossen war, nicht mehr vor dem Grab war.“ (Joh 20,1) Der Mann ihres Herzens ist gestorben, die Trauer ist unendlich. Auch sie will ihm einen letzten Dienst erweisen.
Aber Jesus ist nicht mehr im Grab, er ist auferstanden von den Toten. Alles was ich in das Grab gelegt habe: es ist mit ihm verwandelt worden vom Tod ins Leben. Das Grab ist leer.
Wir können mit Maria an diesem offenen Grab stehen und langsam lernen: Jesus ist auferstanden!
Ursula Bell, Gemeindereferentin